06.11.2016
Karl IV und sein Sohn König Wenzel

Mehr als in anderen Städten haben sich gerade in Hirschau unzählige Sagen und Legenden um Kaiser Karl IV. und dessen Sohn König Wenzel gebildet. Die Freien Wähler Hirschau nahmen deshalb den 700. Geburtstag von Kaiser Karl IV. zum Anlass, einen genaueren Blick auf diese Herrscherfamilie zu werfen. Stadtrat Günther Schuster konnte neben zahlreichen Besuchern zwei überaus kompetente Referenten im Keller des Schlosshotels Hirschau begrüßen: Historikerin Frau Dr. Christine Paschen aus Amberg und Stadtheimatpfleger Sepp Strobl.

Im ersten Teil des Abends referierte Frau Dr. Paschen über die Ära der Luxemburger und insbesondere über Karl IV. und dessen Sohn Wenzel.

Karl IV. wurde 1316 in Prag geboren und genoss eine strenge Erziehung seitens seines Vaters, die sogar soweit ging, dass er im Kindesalter zwei Jahre lang im Kerker eingesperrt war. Als Heranwachsender verbrachte er viele Jahre in europäischen Ländern, genoss dort eine Ausbildung und beherrschte fünf Sprachen : Französisch, Italienisch, Deutsch, Tschechisch und Latein. So wundert es nicht, dass Karl als späterer König und Kaiser stets in großen Dimensionen dachte. Dr. Paschen nannte Karl einen Sammler von Frauen und Kronen und verglich seine Regentschaft mit Monopoly: „Wenn ich in das investiere, bekomme ich jenes".

Karl förderte auch den Handel zwischen Prag und Nürnberg. Er ordnete dabei an, dass der Weg von Prag nach Nürnberg über Bärnau, Weiden und Hirschau gehen müsse. Und mehr noch: Kaiser Karl verfügte 1367 für die Stadt Hirschau, „das die strasse, die bei der stat geet, durch die stat geen soll“ und dass jeden Dienstag ein Wochenmarkt abgehalten werden darf. Die „Goldene Straße“ wurde zum Lebensnerv Hirschaus und besorgte der Stadt einen starken wirtschaftlichen Aufschwung.

Karl IV. war ein tief religiöser Mensch. Er glaubte, wie die meisten Zeitgenossen damals, durch Heiligenverehrung vor Krankheiten wie der Pest geschützt zu sein. Dr. Paschen bezeichnete ihn deshalb auch als Reliquiensammler, der keine Mittel und Wege scheute, diese überall zu erwerben.

Über König Wenzel IV. gibt es wenig ehrenhaftes zu berichten. Sein Beiname „der Faule“ sagt schon vieles über die Regentschaft dieses schwachen Herrschers aus, der sich vornehmlich mit der Jagd, dem Alkohol und den Frauen die Zeit vertrieb. Er war es auch, der den Generalvikar aus Pomuk, heute als heiliger Nepomuk verehrt, von der Karlsbrücke in die Moldau stürzen ließ.

Im zweiten Teil der Veranstaltung griff Stadtheimatpfleger Sepp Strobl einige der vielen Geschichten über König Wenzel in Hirschau auf. So war das Jagdschloss auf dem Wenzelberg allenfalls eine Jagdhütte und die „weißen Frauen“ vielleicht Atrappen, um ungeliebte Besucher fernzuhalten. Den vermeintlich entdeckten „Geheimgang“ vom Schloss zum Wenzelberg entlarvte er als ehemaligen Luftschutzbunker der AKW. Zu dem Diebstahl von drei „Fuder“ Wein von insgesamt sieben, die eigentlich für Wenzels Vater Kaiser Karl bestimmt waren, zitierte Strobl einige Quellen, die diesen Vorfall in die „Wenzelschlucht“ an der Naab zwischen Wernberg und Pfreimd verorten.

Im Anschluss ging Strobl noch auf die wechselvolle Geschichte des Pflegschlosses in Hirschau ein. An Hand von Skizzen und Bildern zeichnete er die gebäudlichen Veränderungen der Schlossanlage von den Anfängen im 13. Jahrhundert bis in die Neuzeit nach. Spannend wurde es, als er dann noch die Besucher in den „Festsaal“ im 1. Stock des Gebäudes führte und ihnen vor Ort einige bauliche Details erklärte.

Musikalisch wurde die Veranstaltung von Diplom Musikpädagogin Melanie Häckel aus Mantel umrahmt. Sie begeisterte die Zuhörer mit Gesang und virtuos gespielter Gitarrenmusik der Renaissance.

 

Anhand alter Illustrationen konnten die Besucher das von ihm entworfene Stadtbild Prags nachvollziehen und mit dem heutigen vergleichen.